Die Geschichte von Bernburg

Bernburg schreibt seit über 1050 Jahren seine eigene Geschichte. Bis heute können Besucher die vergangenen Zeiten an verschiedenen Orten bewundern. In den Kirchen und ehrwürdigen Bauten sind Architektur und Einzelstücke der Geschichte zu bestaunen.

Die historische Liste reicht bis ins Jahr 806 zurück. Im Jahr 961 wurde Bernburg erstmals urkundlich erwähnt. Beginnend als eine der ältesten ehemalig anhaltinischen Residenzen hat sich die Stadt bis heute zu einer erfolgreichen Industriestadt entwickelt. Bernburg blickt somit stolz auf eine lange und ereignisreiche Geschichte zurück.

Bernburger Geschichtsstunde

10. Jahrhundert

806: Waldau wird erstmals urkundlich erwähnt.
29. Juli 961: In der Schenkungsurkunde Kaiser Otto I. an das Magdeburger Moritzkloster wird die an der Saale gelegene Siedlung “Brandanburg” erstmals erwähnt.
979: Roschwitz wird erstmals urkundlich erwähnt.

12. Jahrhundert

1138: Die Burg Bernburg tauchte erstmals in historischen Aufzeichnungen auf. Sie fällt während der Auseinandersetzungen zwischen den Welfen und den Hohenstaufen sowie deren Anhängern einer Zerstörung zum Opfer.
um 1150 – 1186: Die Burg Bernburg wird von Albrecht dem Bären neu aufgebaut.

13. Jahrhundert

1219: Auf Befehl des Erzbischofs wird das „Bernburger Maß“ für das Müllerhandwerk nun auch in der Stadt Halle verpflichtend eingeführt. Diese Verfügung kennzeichnet den ältesten nachweisbaren Beleg für eine Mühle an der Saale und somit für den ältesten Handwerksbetrieb in Bernburg, wenn auch unter der Kontrolle des Fürsten.
1228: Die Marktkirche (später Marienkirche) wird zum ersten Mal erwähnt.
1239: Zur Zeit Heinrichs I. Graf von Ascharien und Fürst von Anhalt, wird erstmals eine stabile Brücke über die Saale (Saalbrücke) erwähnt.
21.09.1278: Bernhard I. verleiht der Alt- und Neustadt die Bürgerrechtsprivilegien.

14. Jahrhundert

1320: In einer Schenkungsurkunde wird erstmals von einer Schule nahe der Marienkirche berichtet.
1326: Erste Erwähnung der Bergstadt, wobei davon ausgegangen wird, dass diese schon sehr viel früher im Schutz der Burg besiedelt wurde.
1341: Erste urkundliche Erwähnung der Nikolaikirche in der Neustadt.
1375: Die Aegidienkirche wird erstmalig als Pfarrkirche der Siedlung nahe der Burg erwähnt.
1384: Das Rathaus auf dem Marktplatz der Altstadt wird erwähnt. Obwohl das Stadtrecht bereits im Jahr 1278 verliehen wurde, lässt sich die urkundliche Existenz des Rathauses auf dem Altstädter Marktplatz erst im Jahr 1384 nachweisen.

15. Jahrhundert

1408: Durch ein Hochwasser mit starkem Eisgang wird die hölzerne Saalebrücke zerstört, während Teile der Stadtbefestigung schwer beschädigt werden. Der Neubau einer Steinbrücke wird auf Kosten der Altstadt durchgeführt.
um 1410: Die Stadtmauer und das Nienburger Tor wird neu erbaut.
1410: Am 28. September des Jahres 1408 beschließt der Rat und die Bürgerschaft der Alt- und Neustadt aufgrund der entstandenen Hochwasserschäden eine „Ewige Vereinigung zum gemeinsamen Nutzen füreinander“. Erstmals wird ein Bürgermeister erwähnt.
1426: Der Heringskrieg mit der Stadt Magdeburg findet statt.
1461: Am 25. März schenkt Fürst Bernhard der Bergstadt-Gemeinde das bis heute erhalten gebliebene Grundstück “Zum alten Ratskeller” als Rathaus.

16. Jahrhundert

1526: Fürst Wolfgangs Reformation findet in den Bernburger Kirchengemeinden allmählich Eingang.
1560: Um die Schifffahrt zu verbessern, erfolgt der Neubau einer Saaleschleuse.
1561: Nach jahrelangen Bemühungen des Fürsten Wolfgang, die Alt- und Neustadt zu vereinen, erklären sich die Gemeinden am 26. März bereit, die Vereinigung zu vollziehen.
1595: Ein großes Hochwasser zerstört die Saalebrücke und 160 Häuser werden zerstört und weggeschwemmt.
1597/1598: 900 Menschen sterben in Bernburg durch die Pest.

17. Jahrhundert

1607: 500 Menschen sterben durch die Pest.
1608: Erneut wird die Brücke durch den Eisgang zerstört.
1611: Es findet eine Hexenverbrennung in Bernburg statt, begleitet von dem Tod von Hunderten weiteren Menschen aufgrund der Pest.
1625: Die Errichtung einer Fürstengruft in der Schlosskirche beginnt. Vorher wurden die Mitglieder des Hauses Anhalt-Bernburg in der Klosterkirche zu Nienburg beigesetzt.
1636: Die Stadt wird am 16. Januar durch die Schweden erobert und am 11. März stürmen die Sachsen das Schloss.
1641: Die Kaiserlichen unter Piccolomini stürmen das Schloss.
1650: Am 15. September wird ein allgemeines Dank- und Friedensfest gefeiert.
1656: Regierungsantritt von Fürst Victor Amadeus.
1682/1683: Letzte große Pestseuche mit 1013 Opfern.
1696/97: Neubau einer Saaleschleuse an neuer Stelle aus Bruchsteinen.

18. Jahrhundert

1709: Trotz der massiven Bauweise wird die Saalebrücke durch starken Eisgang zerstört.
1713: Am 25. Juni wird der erste Postvertrag zwischen Anhalt-Bernburg und Preußen unterzeichnet. Das Postamt befindet sich im Gebäude Breite Straße Nr. 3, und der erste von Preußen ernannte und bezahlte Postmeister ist der Bürgermeister Küster selbst. Sowohl das preußische als auch das anhaltische Postwappen hängen neben der Eingangstür.
1717: Der Anbau von Kartoffeln beginnt.
1741: Die in den Annalen des 30-jährigen Krieges erwähnte Waldauer Flutbrücke war aus Holz. Unter Victor Friedrich wird nun eine massive Steinbrücke mit sechs runden Bögen und zwei ausladenden Strompfeilern errichtet.
1746: Auf dem Markt der Talstadt entsteht das neue attraktive Regierungsgebäude.
1756: Auf dem ehemaligen Vorschlossgelände lässt Victor Friedrich mit dem Bau einer Reitbahn beginnen, die Fertigstellung wird erst im Jahre 1825 erfolgen.
1775: Baubeginn eines der schönsten und eindrucksvollsten Bürgerhäuser im Barockstil für die “Grüne Apotheke” in der Breiten Straße der Talstadt.
1787: Nach 46 Jahren ist die Waldauer Flutbrücke in einem baufälligen Zustand. Der Neubau erfolgt unter Verwendung des vorhandenen Materials und einer leicht veränderten Bauweise der Brückenbögen. 
1797: Am 1. Mai erscheint Bernburgs erste Zeitung unter dem Namen “Anhalt-Bernburgische Wöchentliche Anzeigen”.

19. Jahrhundert

1801: Abschaffung der Folter in Anhalt-Bernburg.
1805: Goethe ist in Bernburg zu Besuch.
1807: Anhalt-Bernburg tritt dem Rheinbund bei.
1825: Am 21. März erfolgt durch landesherrliches Patent die Vereinigung der Talstadt mit der Burgstadt.
1827: Im ehemaligen Schlossbereich neben dem Schlossdomänenhaus wird am 22. März 1826 der Grundstein für das neue Herzogliche Schauspielhaus gelegt. Unter Leitung des Baumeisters Bunge wird dieses im Baustil des Klassizismus errichtet und am 2. März 1827 feierlich eröffnet. Heute kennt man das Schauspielhaus unter dem Namen Carl-Maria-von-Weber-Theater.
1846: Die Eisenbahnstrecke Köthen-Bernburg wird eröffnet.
1849: Als Folge allgemeiner politischer Verwirrung und Erregung kommt es am 16. März vor dem Regierungsgebäude auf dem Markt zu einer Ansammlung aufgebrachter Menschen, auf die vom Militär geschossen wird. 14 Bürger verlieren ihr Leben.
1858: Der Anhaltisch-Bernburgische Leutnant Steinkopff bringt einen russischen Braunbären nach Bernburg.
1863: Der letzte Herzog von Anhalt-Bernburg Alexander Carl stirbt am 19. August im Schloss zu Hoym. Mit ihm erlischt das Bernburger Fürstenhaus.
1865: Mit der Einweihung des neuen Bahnhofs am 10. Oktober wird auch die neue Bahnlinie über die Saale nach Güsten eröffnet.
1875: An der Straße nach Gröna wird die Anhaltische Landes-Heil- und Pflegeanstalt für Geistesgestörte und Nervenkranke eingeweiht.
1883: Am 15. Juli erfolgt die offizielle Inbetriebnahme der Solvay-Werke Bernburg. Die Sodahersstellung beginnt.
1890: Eröffnung der Eisenbahnstrecke Bernburg-Calbe.
1891: Die Holzbrücke über die Saale aus dem Jahre 1800 wird durch eine moderne Eisenkonstruktion ersetzt.
1894: Geburt der ersten Bären im Bärenzwinger.
1897: Am 1. April fährt in Bernburg die erste elektrische Straßenbahn von der Waldauer Brücke bis zum Ende der Bahnhofstraße.

20. Jahrhundert
1902: Bernburg wird Kurort mit der Eröffnung von Solbad und Kurhaus. Geworben wird mit der „stärksten Sole Deutschlands“.
1903: Die neue Annenbrücke entlastet die Marktbrücke vom Fernverkehr.
1909: Das schönste Schulgebäude Bernburgs, das heutige Haus 2 des Gymnasiums Carolinum, öffnet als Lyzeum (Mädchengymnasium) in der Kaiserstraße (heute Friedensallee).
1913: Die Wintershall AG beginnt mit der Kalisalzförderung in Bernburg.
1913: Der Bleiröhrenfabrikant Theodor Keßler spendiert der Stadt den noch heute sehr beliebten Aussichtsturm im Krumbholz.
1918: Nach dem Ende des ersten Weltkrieges schließen die Kasernen am Karlsplatz und in der Franzstraße. 1.053 Bernburger ließen im Krieg ihr Leben.
1921: Letzte Fahrt der Bernburger Straßenbahn.
1921: Durch markante Umbauten entstehen aus der Kaserne am Karlsplatz das neue Rathaus (heute Kreishaus 1) und aus der Reitbahn das Kreishaus 2 (heute Rathaus II).
1927: Ottomar Tschakert erbaut das Kino „Capitol“ – heute Deutschland einziges noch bespielte Kino im Stil des Art Deco.
1928: Der Anhaltische Siedlerverband unter dem Architekten Leopold Fischer errichtet mit Zickzackhausen nach den Prinzipien einer Gartenstadt eine interessante Siedlung der Moderne.
1933: Der linksliberale Oberbürgermeister Friedrich Gothe wird durch den NSDAP-Bürgermeister Eggert ersetzt.
1934: Weil zwischen Leipzig und dem Mittellandkanal die Binnenschifffahrt
ausgebaut werden soll, wird in Bernburg eine hochmoderne Spannbetonbrücke gebaut (gesprengt im April 1945) und eine leistungsfähige Schleuse (1938) errichtet.
1935: Bernburg wird wieder Garnisonsstadt, erhält ein Infanterieregiment und in Strenzfeld einen Fliegerhorst.
1940-1943: In einem abgetrennten Bereich der Landesheil- und Pflegeanstalt werden 9.000 kranke und behinderte Menschen im Rahmen der NS-„Euthanasie“ und 5.000 KZ-Häftlinge im Rahmen der Aktion „14 f 13“ ermordet.
1944-45: Im heutigen Ortsteil Leau wird ein Außenlager des KZ Buchenwald errichtet. Die Häftlinge müssen unter Tage Flugzeugteile herstellen. Es gibt ca. 660 Todesopfer, die 1948 in die zentrale Anlage der Roten Armee auf dem Martinsplatz umgebettet wurden.
1945: Ein Luftangriff auf die Gleisanlagen am 11.4. fordert 138 Opfer. Alle Saalebrücken werden am 13.4. gesprengt. Am 16.4. befreien US-amerikanische Truppen Bernburg. Am 1.7. erfolgt mit dem Einmarsch der Roten Armee die Zuordnung zur Sowjetischen Besatzungszone. 2.400 Bernburger ließen im Zweiten Weltkrieg ihr Leben.
1946-1948: Im Zuge von Wiedergutmachungsleistungen an die Sowjetunion werden die Solvaywerke vollständig demontiert. Nach dem Neuaufbau beginnt die Sodaproduktion wieder 1952.
1959: Die Kommunalverwaltungen tauschen die Dienstgebäude: die Stadtverwaltung zieht in den Schlossbezirk, die Kreisverwaltung auf den Karlsplatz.
1961: Auf dem ehemaligen Fliegerhorstgelände in Strenzfeld etabliert sich die Hochschule für Landwirtschaft (heute Standort der Hochschule Anhalt).
1969: Zum 1. Bernburger Rosenfest wird die Pioniereisenbahn (heute Parkeisenbahn) eingeweiht. Das Krumbholz entwickelt sich zum Naherholungsgebiet.
1970: Mit den ersten Plattenbausiedlungen im Süden Bernburgs soll die grassierende Wohnungsnot beseitigt werden. Wegen der niedrigen Mieten verfallen massenhaft historische Wohnquartiere.
1974: Die Schwimmhalle entsteht, und die Alte Bibel (ursprünglich ein Friedhof) wird zum Stadtpark umgestaltet.
1977: Die Weltzeituhr Marx-Engels-Platz wird auf dem Karlsplatz Bernburg errichtet.
1989: Ab Ende Oktober läuten Massendemonstrationen auch in Bernburg das Ende des Sozialismus ein.
1990: Die sowjetische Garnison in Waldau wird aufgelöst.
1996: Erstmals findet ein Sachsen-Anhalt-Tag statt. Er wird in Bernburg ein großer Erfolg.
1998: Der Karlsplatz erhält eine Tiefgarage.
21. Jahrhundert

2000: Mit der Eröffnung des Teilstücks zwischen Könnern und dem Kreuz Magdeburg der A 14 endet Bernburgs zweifelhafter Ruf als „die Staustadt Sachsen-Anhalts“.
2007: Im Zuge der Kreisgebietsreform in Sachsen-Anhalt wird aus den Landkreisen Bernburg, Aschersleben-Staßfurt und Schönebeck der Salzlandkreis gebildet. Bernburg bleibt Kreisstadt.
2010: Im Zuge der Gemeindegebietsreform in Sachsen-Anhalt werden Gemeinden südlich der Kernstadt eingemeindet. Die Zahl der Ortsteile erhöht sich auf 11.
2013: Die Sekundarschule Campus Technicus etabliert sich mit dem aufsehenerregenden Neubau in der Stadtmitte zur schülerreichsten Schule ihrer Art in Sachsen-Anhalt.
2017: Zum europaweit begangenen 500-jährigen Reformationsjubiläum wird die Westfassade des Wolfgangbaus auf Schloss Bernburg (auch „Leuchte“ genannt) aufwendig saniert.
2017: Die ersten 10 Stolpersteine zum Gedenken an die NS-Opfer der Stadt werden verlegt. In den Jahren danach folgen weitere Verlegeaktionen.
2019: Die Bernburger Wohnstätten-GmbH erhält für die Neugestaltung des Saalplatz-Ensembles den Stadtumbau-Award Sachsen-Anhalt.
2023: Nach fünfjähriger Sanierung wird das Museum Schloss Bernburg mit einer vollkommen erneuerten Ausstellung wiedereröffnet.

1. Quelle:
Bernburger Geschichtszahlen

Herausgeber
Landkreis Bernburg
Fremdenverkehrsverein e. V. i. G.
O – 4350 Bernburg, Karlsplatz 37

Mit freundlicher Unterstützung
durch das Museum Schloss Bernburg

Herstellung
Buch- und Offsetdruckerei
Dietrich Krause, Bernburg / Anhalt

2. Quelle:
Manfred Stephan / Reinhard Feldrapp
ISBN 3-8112-0807-1 – 1.Auflage 1993
1993 by Gondrom Verlag, Bindlach
Satz- Teamsatz, Neudrossenfeld
Gesamtherstellung: Graphicom
Pinted in Italy