Bernburger Mythen und Legenden
Welche Legenden gibt es in Bernburg?
In Bernburg überlieferten Erzähler und Schreiber in den letzten 1050 Jahren viele sagenhaften Geschichten. Die Geschichte und Kultur der Saalestadt umfasst erstaunliche Sehenswürdigkeiten und Landschaften.
Unter anderem beinhalten manche historische Ereignisse übernatürliche Kräfte und Wesen.
Bis heute leben die Bernburger Sagen in Traditionen, Festen und Bildern weiter. Während einige Menschen an diese Sagen glauben, halten andere sie nur für Geschichten aus alten Zeiten.
Jedoch steckt hinter jeder Erzählung auch ein Funken Wahrheit.
Wer kennt die Sagen von Bernburg (Saale)?
In Bernburg und Umgebung sind 3 Sagen sehr bekannt.
- Das Tanzwunder von Kölbigk überliefert gleich zwei Sagen um Bernburg.
- Und die Erzählung über ein mystischen Wassergeist ruht tief in der Saale
Bis heute erzählt Bernburg davon.
1. Sage
Knecht Ruprecht
Die Sage erzählt von einem Mann, der als Teufel oder böser Geist bekannt war. Sein Name lautete Knecht Ruprecht. Im winzigen Dorf Kölbigk lebte er als evangelischer Priester.
Im Vergleich zu den heidnischen Bräuchen war das Christentum im frühen 11. Jahrhundert nicht so weit an der französischen Grenze verbreitet.
Im Jahre 1020 sprach der Priester an Heiligabend einen Fluch aus: „So tanzt fort ohne Ruh und Rast bis in den Tod.” Der Bann fiel auf eine Gruppe singender und tanzender Bauern vor der Kirche. Sie feierten das heidnische Fest der Wintersonnenwende.
Laut der Erzählung tanzten die Bauer ein Jahr lang. Letztlich erlöste ein anderer heiliger Mann die verfluchte Tanzgruppe. Einige fanden den Tod, andere trugen schwere Verletzungen davon.
Der Nachricht über den Tanzvorfall von Kölbigk breitete sich wie ein Lauffeuer im Land des tiefen Aberglaubens aus. Seitdem sah das Volk Knecht Ruprecht als einen bösen Zauberer an. Als er schließlich starb, ging der Schrecken weiter.
Zur Weihnachtszeit suchte er den Fluss Wipper heim und versetzte das Landvolk in Angst. Als Schreckgespenst lockte er Bauern in den Tod und verschonte oft die Gottesfürchtigen.
Im Laufe der Zeit fand der Aberglaube eine neue Sichtweise. Er trieb sein Unwesen zur Weihnachtszeit. Aus diesem Grund entwickelte sich aus dem Dämon und Kinderschreck der Bernburger Weihnachtsmann mit dem Beinamen Heele Christ.
Erzähler und Schreiber gestalteten Ruprecht aus verschiedenen Perspektiven. Allerdings geriet die “wahrhaftige” grausame Geschichte von Brandenburg bis Thüringen nie in Vergessenheit.
Letztlich behielt die Tradition den Einzug des Bernburger Weihnachtsmannes Knecht Ruprecht und den Bernburger Heele-Christ-Markt zur Adventszeit.
Bis heute wird der Heele-Christ-Markt durch den Einzug des Bernburger Weihnachtsmannes auf einem Karren in Begleitung mit Kindern eröffnet.
2. Sage
Cölbigk
Das ehemalige Kloster und Gut Cölbigk liegt am Nebenfluss Wipper. Durch das Tanzwunder aus der Sage Recht Ruprecht wurde der Ort im 11. und 12. Jahrhundert bekannter als das Reichskloster Nienburg an der Saale.
Die Bauern tanzten und sangen auf dem Kirschhof, störten die dazugehörigen Begräbnisstätten und zogen den Unmut des Priesters Rupertus auf sich. Er mahnte die Gruppe zur Ruhe. Jedoch tanzten und sangen die Bauern weiter.
Rupertus belegte die Frevler mit einem Fluch und sie mussten fortan ohne Umwege tanzen. Ihr Leid dauerte ein ganzes Jahr und nur ein Bischof aus Köln erlöste die verfluchten Tänzer. Zwei Bauern erlitten den Tod und die anderen wanderten mit Schmerzen durch das Land.
In der Zeit verbreitete sich die Geschichte bis in ferne Länder. Aus diesem Grund gründete der Klerus ein Kloster des Heiligen Magnus. Das Dorf wuchs in aller Munde zu einem gut besuchten Wallfahrtsort heran.
Später erließ der Kaiser Konrad II. das Marktrecht. Cölbigk wurde am 26.10.1036 urkundlich in der Grafschaft des Askaniers Esico von Ballenstedt erwähnt. Im Jahre 1043 überreichte Heinrich III. die Ortschaft samt Gut zu Cölbigk seiner Gemahlin.
3. Sage
Der Nickert
Seit den ersten urkundlichen Erwähnungen ist der Fluss Saale ein Teil von Bernburg. Und so hat auch die Saale ihre Geschichten. In alten Überlieferungen heißt es, dass früher Wassergeister den Fluss bewohnten.
Auch der Flussgott Nickert aus altnordischer Herkunft war sehr bekannt. Er lebe gut versteckt und tief in der Saale. In den Überlieferungen hieß es, er wohne am Prinzenwerder.
Seine Heimat war für Menschen fast unerreichbar. Wer sich dennoch in sein Reich wagte, ertrank und wurde als Leiche aus dem Fluss gezogen.
Der Nickert hatte jedoch den Ruf eines gutmütigen und leutseligen Wesens. Um seine Güte zu erhalten, mussten Einwohner seine Saale akzeptieren und ihm huldigen. Insofern verhielt er sich friedlich und bewahrte die Leute vor dem Ertrinken, die unglücklicherweise ins Wasser fielen. Der Nickert verfluchte auch unwürdige Menschen.
Zum Beispiel musste ein Saalefischer den Fluch des Wassergottes ein Leben lang fürchten, weil er einem Ertrinkenden nicht das Leben rettete.
Erzählungen formten seine Gestalt. Sein Körper habe die Form einer Tonne, ein mächtiger Kopf mit kurzem Hals sitze auf seinem breiten Nacken. Zwei riesige wasserblaue Augen schauten aus dem Kopf und auf der Zunge des Nickert sitze immer eine Kröte.
Das Wasser schien zu glühen, wenn das Haar so rot wie das Feuer schimmerte. Wiederum hatten die Haare eine grünliche Farbe, die in langen welligen Strähnen über seinen großen Kopf verteilt waren.
Irgendwann erblickten die Leute den Nickert nicht mehr allzu oft. Die letzte Sichtung war zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Zeugen berichteten, er läge auf dem Wasser und recke den Kopf nach oben. Dabei plätschere er friedlich im Wasser.
Der Nickert hatte an verschiedenen Saaleplätzen sein Zuhause, die heute gar nicht mehr zu finden sind. Bedauerlicherweise verschwanden sie durch den modernen Fortschritt.
Als Erinnerung an den Saalegott gilt der alte Spruch: „Geht nicht zu nahe an den Fluss, sonst holt euch der Nickert.“